Publicat: 05.07.2018
Von Narvik aus führen nicht mehr viele Straßen in den Norden. Das Navi kann man sich sparen, das Nordkapp ist vom Ortsausgang in Narvik ab ausgeschildert.
Auf dem Weg liegt noch die Hafenstadt Alta, ein wichtiger Hafen für die größte Erzmine der Welt in Kiruna. Ich muss sagen, ich hab selten so eine hässliche Stadt gesehen. Der Hafen wird bestimmt von alten, rostigen Erzschiffen und betrunkenen Einheimischen. Ein Stadtzentrum gibts zwar, ist aber ungefähr so hübsch wie das Zentrum in Orschel. Definitiv keinen Stopp wert.
Hinter Alta beginnt dann die Wildnis der Finnmark, eine Gegend die aus 75% Wald und 20% vegetationsarmer Hochebene besteht. Der Rest sind Rentiere. Die Finnmark bildet auch den Lebensraum der hiesigen Bevölkerung. Die Samen, hier Sami genannt, leben entweder von der Rentierzucht, vom Fischen oder von uns Touristen. Man kann auf der Hochebene gefühlt hundert Kilometer weit schauen...kein Baum...kein Haus...kein gar nix. Ich komm mir vor wie wenn ich von Degerschlacht nach Sickenhausen fahr.
Mit der indigenen Bevölkerung hab ich nur kurz Kontakt. Man komplimentiert mich in ein Souvenir-Tipi und versucht die gesammelte Ware des Vorjahres an mich zu verhökern. Glücklicherweise zählt hier nur Bares und meine letzten Kronen sind vorgestern beim Duschen draufgegangen. Muss der Rentierhirte selber sehen wo er seine letzten Fellmützen unterkriegt.
Nachdem die Hochebene hinter mir liegt, trennt mich nur noch ein 70 Kilometer langer Fjord vom nördlichsten Punkt Europas. Diese Strecke hats allerdings mal wieder in sich. Straßenbreite 3-4 Meter und ein Wohnmobil jagt das Nächste. Und zwischendurch auch gern mal einen Reisebus.
Kurz vor dem Kap suche ich mir dann einen Schlafplatz am Strand...ja Strand, sowas gibts hier. Ganz oben lass ich mir sagen stehen jede Nacht zweihundert Mitternachtssonnenanbeter und da will ich heute nicht dazugehören. Sonne is heute eh nicht, es hat durchgehend Nebel mit Sichtweite unter 20 Metern und 6°C.
Am nächsten Morgen nehm ich die letzten 15 Kilometer in Angriff und ...da is das Ding!!!
Ich muss sagen es ist bei völligem Nebel weit weniger beeindruckend als auf den Bildern die ich gesehen hab aber gut, ich bin hier. Knapp 5000 Kilometer und rund 90 Stunden Fahrt und ich sehe NIX, GAR NIX. Mit Mühe finde ich den Globus, mache, wenn der Nebel mal kurz weggeweht wird ein paar Bilder und schaue mir noch die Ausstellung an. Trotzdem irgendwie ein gutes Gefühl hier zu stehen, am nördlichsten Punkt Europas.
Das Ankommen hier bedeutet aber auch, dass es ab jetzt nach Süden gehen wird. Die Hälfte der Tour ist also schon vorbei. Über Finnland will ich an die schwedische Ostküste und noch ein paar Tage an den Stränden die Seele baumeln lassen.
Leider muss ich dazu, was ich ja gar nicht leiden kann, die letzten 100 Kilometer des Hinwegs nochmal fahren, da es nur eine einzige Straße ans Kap gibt. Nachdem dieser Abschnitt geschafft ist, fahre ich in Richtung finnische Grenze quer durch die Finnmark. Vielleicht seh ich ja hier meinen ersten Elch. Am Abend komme ich reichlich platt und ohne Elch, aber dafür mit einer Million Rentieren auf der Straße in der kleinen Stadt Karasjok an. Ich glaube es ist Zeit mal wieder zu duschen und mückensicher drinnen zu kochen, also gönn ich mir heute mal einen Campingplatz.