Don Curry on Tour
Don Curry on Tour
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Don Curry wird Touristenattraktion

Publicat: 02.02.2017

Don Curry besucht gern die großen Sehenswürdigkeiten dieser Welt. Leider sind genau das die Orte, zu denen regelmäßig ganze Busladungen von Touristen gekarrt werden, um nach einer viel zu kurzen Aufenthaltsdauer schnellstmöglich zum nächsten Highlight weitertransportiert zu werden. Reise-Fastfood für den Massengeschmack! Je weniger Zeit Don Curry in einem Land, einer Region verbringt, umso mehr muss er leider auch den ausgetretenen Pfaden der Neckermänner und TUI-Typen folgen, sich der Plage der Pauschaltouristen aussetzen. Das Taj Mahal kann man eben nicht ganz in Ruhe nur für sich haben. 

Aber es gibt immer noch kulturelle Schätze, die längst nicht für die Turboreisenden unserer Zeit entdeckt wurden. Diesen auf die Spur zu kommen ist eine echte Leidenschaft für Don Curry: manchmal möchte er lieber Entdecker als einfach nur Reisender sein.

Das Chettinad gehört sicherlich nicht zu den Massenzielen des indischen Tourismus. Noch gilt diese Region als Geheimtipp für kulturell, architektonisch oder kulinarisch Interessierte. Aber auch im Chettinad gibt es noch Sehenswürdigkeiten  zu entdecken, die selbst für einen Geheimtipp zu geheim sind. Einige von ihnen wollte Don Curry heute ansteuern (lassen).

Zunächst begann der Tag allerdings mit einem Frühstück der besonderen Art. Üblicherweise begibt sich im Hotel der Gast zum Buffet, doch im Chettinadu Mansion begibt sich das Buffet zum Gast. Sobald man Platz genommen hat strömen nacheinander die zahlreichen Angestellten des Hauses an den Tisch, um jeweils ihre Leckereien anzupreisen. Der Gast sollte gut aufpassen, sonst wird sich bald ein ganzer Berg indischer Frühstücksspezialitäten vor ihm auftürmen. Ein ganzer Teller mit Fruchtstücken und eine Platte mit süßem Kleingebäck und Kuchen steht sowieso an jedem Platz bereit. 

Innenhof des Chettinadu Mansion


Dermaßen gestärkt sah sich Don Curry ausreichend motiviert, seine Reihe ungewöhnlicher Fortbewegungsmittel zu erweitern. Über das Hotel konnte er für umgerechnet 4,50 € einen Ochsenkarren mitsamt 2 Zebuochsen und 1 Fahrer für eine Stunde anmieten. In 20 Minuten sollte es schon los gehen.  Don Curry wartete einfach im prachtvollen Innenhof des Hauses, in dem es außerdem die beste Internetverbindung gab. Plötzlich hörte er deutsche Wörter. Eine kleine Reisegruppe aus einem anderen Ort hatte sich einen deutschsprachigen Guide gebucht, um sich durch das typische Dorf Kanadukathan führen zu lassen. Das Chettinadu Mansion durfte bei der Besichtigungstour natürlich nicht fehlen. Staunend bewunderten die Touristen die blauen Säulen des großen Hofes und knipsten eifrig drauflos. Auf wie vielen Fotos der wartende Don Curry verewigt wurde, entzieht sich seiner Kenntnis. Gerade zog die Touristengruppe wieder ab, als ein Hotelangestellter ihm mitteilte, dass sein neues Zimmer bereit sein.  

Blick von der privaten Dachterrasse


Aus dem lichtlosen Erdgeschosszimmer ging es nun in den ersten Stock des Innenhof es in einen zwar deutlich kleineren Raum, allerdings verfügte dieser über eine eigene kleine Dachterrasse mit herrlichen Blick über die Dächer Kanadukathans. Kaum konnte er seine neue Behausung wenigstens etwas genießen, da klopfte er bereits: der Ochsenkarren stand bereit.

Der Ochsenkarren


Tatsächlich: vor dem Chettinadu Mansion hatten sich zwei mächtige weiße Zeburinder und ein freundlicher älterer Herr postiert; an den Zebus war zudem ein kleiner zweirädriger Planwagen mit 5 Hockern befestigt. Don Curry stieg ein und die Rinder setzten sich gemächlich in Bewegung. In der einen Stunde würde es problemlos möglich sein, sämtliche Sträßchen der kleinen Ortschaft abzufahren. Fast in jeder fand sich mindestens ein Exemplar der typischen weitläufigen Chettinad-Häuser - in unterschiedlichen Stadien des baulichen Zustands: von der Fast-Ruine bis zum glanzvoll renovierten Prachtbau. Eines der Häuser durfte Don Curry auch unter Begleitung des Ochsenlenkers besuchen und bewundern. Nach der Besichtigung erschien die alte Hausherrin mir einem Eintrittsticket, auf dem der Preis von 100 Rupien stand, ca. 1,35 €. Als Don Curry den geforderten Betrag begleichen wollte, empörte sich der Ochsenlenker und machte deutlich, Don Curry sollen nur 50 Rupien zahlen. Die sichtlich enttäuschte Hausherrin musste Don Curry 50 Rupien zurückzahlen, da bestand der Fuhrmann vehement drauf. An der nächsten Kreuzung traf der Ochsenkarren beim Abbiegen auf die deutsche Touristengruppe, die schon das Chettinadu Mansion heimgesucht hatte. Entzückt ob dieses rustikalen Vehikels griffen alle Gruppenmitglieder zu ihren Fotoapparaten und lichteten das Ochsengefährt von allen Seiten ab, natürlich auch den Herrn, der drinnen saß und vermutlich der Besitzer sein musste. Abermals hatte Don Curry seinen Platz auf vielen Speicherkarten gefunden und würde bei manchem Nachtreffen foto-virtuell mit dabei sein. Nach einer Vorbeifahrt am Raja-Palast von Kanadukathan endete schließlich die gemütliche Ochsentour. Der Fuhrmann akzeptierte problemlos 100 Rupien Trinkgeld und ließ Don Curry noch über das weiche weiße Fell der Zebus und ihren Fettbuckel streichen.

Raja-Palast


Die verbliebene Zeit nutzte Don Curry, um nun selbst sein Quartier ausführlich zu erkunden und fotografisch festzuhalten. Punkt 12 fuhr Prince vor, um ihn zum Lunch zu fahren.  Dieses hatte Don Curry bereits am Vorabend im berühmten Restaurant The Bangala vorbestellt: ein typisches Menü der Chettinad-Küche. Zunächst wurde vor Don Curry ein großes, grünes Bananenblatt ausgelegt, dann kamen nach und nach diversen Köche mit jeweils einem Topf, von dessen Inhalt sie einen beachtlichen Klecks auf dem Blatt hinterließen. So entstand allmählich ein Menü, das eher einer Farbpalette ähnelte, und das nicht nacheinander- wie in Europa - sondern parallel genossen wurde. Don Curry musste zwar für das Menü samt Bier rund 20 € bezahlen, ein Luxuspreis für eine Mahlzeit in Indien, doch die unglaubliche Aromenvielfalt und das herrliche Ambiente machten diese Summe mehr als wett. Zum Abschluss kaufte er noch bei der Grande Dame des The Bangala ihr berühmtes Kochbuch.

Lunch im The Bangala


Äußerst zufrieden war Don Curry nun zu neuen Abenteuern bereit. Prince hatte zwar damit gerechnet, nach dem Lunch ins Chettinadu Mansion zurückkehren zu können, doch er kannte Don Curry noch nicht gut genug. Er hatte im ausgezeichneten Michelin-Reiseführer noch eine ganze Reihe lohnender Sehenswürdigkeiten entdeckt, die weit abseits der üblichen Routen liegen. Zum ersten Ziel erkor er die Felsmalereien in einem uralten Jain-Tempel bei Sitannavasal. Die umgebende Landschaft strotzte bereits vor Großartigkeit: mächtige rotbraune Felsen, die vor strahlend blauem Himmel aus einem Meer von Palmen und anderer tiefgrüner Vegetation emporragen. 

Aufstieg zum Jain-Tempel


Am Ende eines kurzen Stufenweges stand Don Curry vor einem breiten Metallgitter in der Felswand, durch die eine Tür Einlass bot. Hier stand er direkt in einem zweiteiligen Vorraum, der in den Felsen geschlagen war und Zugang zum eigentlichen Tempelturm gewährte, einem kleinen quadratischen Raum von vielleicht 2 m Seitenlänge. Für diese wirklich kleinen Räumlichkeiten musste Don Curry zunächst 200 Rupien (= knapp 3 €) Eintritt zahlen, das 20fache eines Inders. Doch als er die Reste der Deckenfresken im Vorraum entdeckte, war ihm das das Eintrittsgeld mehr als wert. Die aus dem 6. Jhdt. stammenden Originale zeigen nicht nur diverse Blumenmotive sondern im Zentrum ein vor Lebewesen aller Art nur so wimmelndes Panoptikum: Elefanten, Fische, Tiger, Mönche, Vögel - alles war kunstvoll miteinander und übereinander verwoben: ein echter Lebensteppich, ein Fest des mannigfachen Lebens, wie es bestens zur Religion der Jain passt. Ein Guide verriet noch ein weiteres Geheimnis des Tempelraums: wenn man einen bestimmten tiefen Ton anschlug, und sei es nur durch Summen, dann wurde der ganze Raum zum Resonanzboden. Die eigene Stimme konnte dadurch mächtig verstärkt werden und bekam einen beeindruckenden Halleffekt - aber eben nur in einer bestimmten Tonlage. Als Don Curry erfuhr, dass es über die Fresken des Tempels kein Bildmaterial zu erwerben gab, versuchte er mal die charmante Tour und konnte Guide und Wächter tatsächlich dazu bewegen, ihn ein illegales Fotos machen zu lassen. Er machte vier, bedankte sich herzlich, und sah frohgemut seinen nächsten Ziel entgegen.

Im Tempelraum


Während der Jain-Tempel noch gut ausgeschildert und touristisch vermarktet war, gab es zu den Höhlentempeln von Narthamalai keinerlei Hinweis. Google Maps bot zwar eine Wegbeschreibung, doch endete die auf einer Art wilder Müllkippe des Ortes. Prince war nicht bereit, auch nur einen Meter weiterzufahren. Allerdings kam gerade eine Dorfbewohnerin herbei, um zu fragen, wo wir hinwollten. Sie kannte die Höhlentempeln und zeigte Don Curry zumindest die Richtung. Das war ein Abenteuer, wie es ihm gefiel: sich selbst den Weg zu entlegenen Sehenswürdigkeiten suchen zu müssen, in der Gewissheit, dass kein Pauschaltourist jemals hierher gelangen würde. 

Bei Narthamalai


Nach rund 800 m durch grandiose Felslandschaft stand Don Curry plötzlich vor einer kleinen Tempelanlage aus sichtbar alter Zeit. Mehrere Schreine umstehen den prächtig ausgeschmückten Haupttempel. Die beiden Höhlentempel in der Felswand dahinter waren leider hinter massiven Gittern verschlossen, aber ähnlich wie der freistehende Haupttempel zeigten auch sie sichtbare Spuren regelmäßiger Nutzung und Verehrung. 

Tempel von Narthamalai


Ausgiebig genoss Don Curry die zeitlose Atmosphäre dieses einsamen Ortes und seiner Heiligtümer. In der Ferne ragten rötliche, bizarre Felsen aus der ansonsten flachen Landschaft auf, Palmen rahmten die herrlich grünen Reisfelder ein und gaben dem Umfeld weitere Akzente. Vor dem strahlend blauen Himmel entfaltete sich insgesamt eine asiatische Bilderbuchlandschaft, die Don Curry ganz für sich allein hatte. Eigentlich ein Erleben, das man hätte mit in die Reisetasche packen mögen - Don Curry machte es anders: er blieb einfach so lange staunend sitzen, bis seine Seele mit dieser Schönheit angefüllt war.

Landschaft zum Sattsehen


Aber es sollte sogar noch besser kommen. Als nächstes Ziel ließ Don Curry einen sogenannten Ayyanar-Schrein bei Namunasamudram ansteuern, ein volkstümliches Relikt, das sogar in vorhinduistische Zeiten zurückreichen sollte. Statt festgebauter Tempel stellen die Schreine einfach heilige Orte dar, an den verschiedene Götterstatuen verehrt werden. Das besondere der vor allem im Chettinad verbreiteten Ayyanar-Schreine sind die Votivgaben, die die Gläubigen vor oder nach der Erfüllung eines Anliegens auf dem Weg zum Schrein aufstellen: große, manchmal sogar lebensgroße Pferde oder Elefanten aus Terrakotta, teilweise farbenfroh bemalt. In dem Wäldchen, das den Schrein beherbergt, standen auf dem einzigen Zuweg inzwischen hunderte, wenn nicht sogar tausende Terrakotta-Figuren nebeneinander Spalier. Ihr Erhaltungszustand war sehr unterschiedlich, häufig fehlten Ohren oder ganze Köpfe - doch stolz standen sie weiterhin an ihrem Platz. Don Curry hat selten etwas Skurrileres gesehen, und er hat auf Reisen schon vieles gesehen. Ein weiteres Kleinod, das in den meisten Reiseführern keinerlei Erwähnung findet.

Terrakotta-Pferde


Ein paar Fotos der Festung von Tirumayam und ein gutes Abendessen im Chettinadu Mansion beendeten einen ereignis- und überraschungsreichen Tag, an dem Don Curry sowohl als Touristenattraktion als auch als Entdecker glänzen konnte.











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