Anna in Paris
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Tag 9, 10, 11 und 12: Zwei erste Tage und zwei Deutsche

Veröffentlicht: 05.10.2020

Am Freitag hatte ich meinen ersten Tag am Collège Corot. Dort werde ich das nächste halbe Jahr 4h pro Woche arbeiten, und am Collège sind die Schüler so ungefähr 13-15 Jahre alt. Ich war etwas zu früh an, also hab ich mir in einer Bäckerei ein Croissant bestellt. Die Verkäuferin hat irgendwie "drei" verstanden und weil ich zu unsicher war das nochmal abzubestellen, war mein Mittagessen dann auch schnell klar: Zwei Buttercroissant! #healthylifestyle Ich hatte ansonsten einen sehr netten ersten Tag und wurde von Héloise und Anne-Lou, den beiden Deutschlehrerinnen, herzlich aufgenommen. Sie sind sehr unterschiedliche Lehrpersonen, da Anne-Lou gerade in ihrem Referendariat ist und Héloise eine ihrer Betreuungslehrerinnen. Im Lehramtsstudium in Frankreich studiert man fast ausschließlich das Fach und hat soweit ich weiß keinen Didaktikunterricht und auch sehr wenige Praktika. Deshalb ist das Referendariat wirklich ein Sprung ins kalte Wasser und man muss sehr viele neue Erfahrungen machen und Dinge ausprobieren. Ich bin sehr auf diese unterschiedliche Zusammenarbeit gespannt! Die Schule ist mega gut ausgestattet, es gibt in jeder Klasse ein Whiteboard, was beide Lehrerinnen auch in ihren Stunden super logisch genutzt haben. Ich hab richtig Lust darauf, auch Erfahrung im Unterrichten mit digitalen Medien (zumindest mehr als Overhead-Projektor) zu sammeln.

Gibt es einen schöneren Morgen als bei diesem Anblick aus der Haustür raus?
Collège Corot
Unter anderem deshalb sind Platanen einfach die besten Bäume. DAS IST NUR EIN EINZIGER BAUM GELL

Nach der Schule hab ich erst mal ein paar Serien geguckt und dabei Tee getrunken, um bei dem Dauerregen der natürlich immernoch herrscht, etwas aufzuwärmen. Als ich gegen Abend dann einkaufen war, habe ich die einzige Stunde ohne Regen erwischt und konnte den Kanal St. Martin noch mit einem schönen Abendhimmel einfangen.

Am Samstag war ich mit Lea, dem Mädchen aus dem E-Mail-Verteiler verabredet. Wir waren im jüdischen Viertel unterwegs, haben kleine Baisertorten gegessen, Bier getrunken (okay nur ich) und waren abends Pizza essen. Die Restaurantempfehlung kam von Vio, die mir zufällig am gleichen Tag 10 Listen mit verschiedensten Empfehlungen geschickt hat, von denen ich bestimmt die eine oder andere nutzen werde, danke Vio! Mit Lea hab ich mich sehr gut verstanden, es war sehr cool jemanden zu haben mit dem man einfach nochmal so quatschen konnte.

Sonntagmorgen hab ich traditionell ein weichgekochtes Ei und Brötchen/Baguette gefrühstückt und dabei mit meinen Eltern gefacetimed, wie es sich über die Coronazeit schon vorher eingependelt hat. Danach war ich mit Florence, also der WG-Mutter, einen Café trinken, und zwar im "institut suédois", dem schwedischen Institut. Das ist ganz in der Nähe des Picassomuseums und in einem sehr schönen und ruhigen Innenhof gelegen. Wir sind dorthin mit den Fahrrädern gefahren und waren deshalb super schnell da. Paris auf dem Fahrrad war viel weniger stressig als erwartet, aber vielleicht auch weil ich mich einfach an jemanden dranhängen konnte, der sich schon lange sehr gut in der Stadt auskennt. Nachdem ich am Nachmittag ein paar Dinge vorbereitet und erledigt habe, hab ich mich abends mit Mathis, einem Freund von Nils, getroffen. Er ist auch Deutscher und kommt aus Merzig! Wir waren vietnamesisch essen und danach in einer richtig gemütlichen Kneipe, in die ich mir vorstellen könnte, öfter zu gehen. Anscheinend ist da im Keller auch manchmal Live-Musik, klingt also ganz gut!

Heute, am Montag, hatte ich meinen ersten Tag am Lycée, also an der Schule an der ich 8h die Woche arbeiten werde. Hier habe ich heute schon Anja und Julia kennengelernt, aus Österreich und Deutschland, mit denen ich unter anderem zusammen arbeiten werde. Beide sind total nett und auch richtig musikbegeistert! Anja hat mir direkt von ihrem Haus in der Normandie erzählt, in dem ich mal ein Wochenende Urlaub machen kann wenn ich möchte, wo auch ein Klavier steht, und Julia singt sehr viel und gerne und ihr Mann ist Sänger an der Oper hier in Paris. Das hat die ganze Stimmung schon von Anfang an sehr positiv gestimmt! Dazu kam, dass beide Klassen die ich kennengelernt habe richtig nett waren. Außerdem haben beide ein sehr hohes Deutschniveau, weil sie entweder Euro-Klasse sind oder sogar AbiBac machen, also eine Kombination aus dem deutschen Abitur und dem französischen Baccalaureat. Ab nächster Woche werde ich schon mit jeweils der Hälfte der Klasse alleine arbeiten und bin richtig gespannt wie das wird! Ich habe auch meinen Stundenplan bekommen: Montag und Donnerstag frei, Dienstag (ganztag), Mittwoch (vormittag) und Freitag (ganztag) bin ich an den Schulen. Hab mich sehr darüber gefreut, sogar zwei freie Tage zu haben. Da bleibt mir dann viel Zeit für die Vorbereitung, aber auch für andere Dinge wie irgendwelche Hobbys oder das Weiterführen von meinen Blockflötenschülern von zu Hause per Videocall. Heute hab ich den Nachmittag (natürlich bei Regen) in einem Café direkt in meiner Straße mit leckerem warmem Kakao und einem Buch verbracht. Das war schön.

verrückter Boden im Café

Vor allem in den nächsten Wochen werde ich viel Zeit haben, weil heute zumindest mal für die nächsten zwei Wochen eine höhere Sicherheitsstufe bezüglich Corona in Paris eingeführt wurde, und alle Bars geschlossen werden. Auch alle Tanzschulen und Schwimmbäder müssen schließen, was ziemlich ärgerlich ist weil ich mir diese Woche eine Tanzgruppe suchen wollte, um neue Kontakte zu knüpfen. Es ist ja schon so, dass Orchester- und Chormusik relativ schwierig ist, und da dachte ich dass ich wenigstens über den Tanz die eine oder andere Französin kennenlerne. Aber das muss wohl noch warten!

Meine zwei Caféverabredungen am Wochenende waren zwar richtig cool, aber beide auf deutsch, und jetzt habe ich ein bisschen die Befürchtung, dass mein Französisch zu kurz kommt. Zumindest mit Florence rede ich viel französisch, darüber bin ich sehr froh. Heute Abend saßen wir zusammen bei Champagner (!) in der Küche und haben einfach ein bisschen geredet.

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