Gepubliseer: 08.11.2018
Und einmal mehr gestaltet sich mein Tag ganz anders als geplant. Am morgen bekomme ich beim Frühstück eine Nachricht vom Busunternehmen, dass meine heutige Route gestrichen wurde. Lediglich über ein indisches Bankkonto kann ich (angeblich) mein Geld erstattet bekommen. Das nenne ich mal "unglaublich touristenfreundlich". Verzweifelt wende ich mich an die netten Hotelbetreiber. Der Koch hilft mir ein neues Ticket zu buchen und erklärt mir unterdessen, dass er sehr oft miterlebt hat, dass dieses Unternehmen nicht zuverlässig ist. Wir nehmen Kontakt mit dem ehemaligen Ticketverkäufer auf und Disskutieren hin und her. Fazit: das Geld kann nur auf ein indisches Konto überweisen werden. Der Koch bietet mir an, sein Konto und eine Art Paypal zu nutzen, wodurch man bargeldlos bezahlen kann. Es ist sehr nett, dass er mir hilft, aber meine Hoffnung mein Geld wieder zu sehen schwindet.
Ich habe noch mal Zeit auf den Aussichtdpunkt zu klettern und genieße die menschenleere Umgebung. Danach geht es mit dem Tucktuck nach Hospet. Der Fahrer setzt mich an einer riesigen Straße ab und meint, dass hier mein Bus ankommen müsste. Ich sicher mich lieber noch einmal ab und frage einen Ortsansässigen. Seiner Aussage nach, muss Ich auf die andere Seite des Busbahnhofs. Im Busbahnhof frage ich einen Ticketverkäufer. Ich soll raus gehen auf die Straße hinterm Busbahnhof und jemanden fragen. Ich frage zwei Tucktuckfahrer. Ich soll zum zweiten Busbahnhof, einfach durch die schmale Gasse gerade aus. Ich gehe in die Gasse und werde prompt von drei Männern aufgehalten, weil es eine Sackgasse ist. Ich soll zurück auf die Straße und zu einem Busticketverkäufer gehen. Ich finde das Büro und er sagt mir, ich soll noch ein Stück weiter laufen, bis zum Reiseveranstalter. Ich finde den richtigen Eingang und bin erleichtert, dass ich 15 Minuten vor Abfahrt den richtigen Ansprechpartner gefunden habe. Ich warte so lange in seinem Büro bis der Bus kommt und er mir den richtigen Platz zeigt. Es gibt nämlich keine, oder nur ganz selten, Bushaltestellen, die auch als solche zu erkennen sind.
Der Bus ist riesen groß und ich bekomme die Liege ganz vorne...jedoch ist sie winzig im Vergleich zur vorherigen. Wenn ich mich hinlege und und mein Kopf die Wand knapp nicht berührt, kann ich die Zehen ausstrecken und berühre die gegenüberliegende Seite. Wenn meine Arme eng an meinem Körper anliegen habe ich jeweils rechts und links noch ein paar Zentimeter Spielraum. Was ich damit sagen will, die Liegen sind für Zwerge konstruiert. Der Platzeinweiser ist zwar etwas aufdringlich und kann so gut wie kein Englisch, aber er erlaubt mir nach 5 Stunden Fahrt ins gegenüberliegende leere Doppelbett zu wechseln. Ich habe zwei nette Mitfahrer, mit denen ich mich in den Pausen unterhalte und somit dem sehr bemühten Platzeinweiser entgehe. Eine Pause wird zum gemeinschaftlichen Abendessen genutzt, wobei ich nur die Toilette aufsuche. Dort begene ich zwei Indern, die mir dafür danken, dass ich ihr Land besuche. Sowas ungewohntes. Nach der Mitternachtspause gibt es keine größeren Unterbrechungen mehr und ich kann hin und wieder ein bisschen Schlafen. Die Straßen in diesem Bundesstaat sind zudem um einiges besser. Asphaltiert und einer Autobahn gleich. Um 6 Uhr morgens erreichen wir Chennai und mal wieder drängen sich die Tucktuckfahrer um einen, ohne abzuwarten, bis man alles ordentlich eingepackt und verstaut hat. Ich lasse mich zum Hotel fahren und merke schnell, dass ich mich in dieser Großstadt nicht wohl fühle. So viel Dreck und der Gestank helfen nicht gerade dabei das Gefühl zu verbessern.
Ich bin ja bereits ausgesprochen spartanische Unterkünfte durch Nepal gewöhnt, aber dieses Zimmer ist wirklich übel. Die Dusche wird mit Salzwasser gespeist, wodurch man mehr klebt als nach einer 14 stündigen Busfahrt. Meine Matratze ist 5 Centimeter dick und es laufen Kakerlaken durch das Zimmer. Das Fenster ist an allen Seiten offen, sodass ich mir meine Schlafgelegenheit mit ungefähr 200 Moskitos teilen muss. Das schlimmste jedoch ist tatsächlich das Fest "Diwali".
"Das Fest kann auf Grund seiner spirituellen sowie sozialen Bedeutung und seines fröhlichen Charakters mit Weihnachten verglichen werden." Ein Auszug aus Wikipedia. Ich habe dieses Fest ganz und gar nicht als fröhlich empfunden. Von morgens um 7 Uhr bist abend 22 Uhr werden unzählige Böller gezündet. Ganz besonders großen Spaß macht es den Menschen offenbar diese in Kontainern, Hauseingängen und Mülltonen zu zünden, sodass der Knall einer Bombe gleicht. Ununterwegs schrecke ich bei diesen lauten Geräuschen (trotz Ohropax) zusammen und wünsche mich sehnlichst in die friedliche Umgebung des Annapurna Treks zurück. Am Morgen checke ich aus, denn hier kann ich nicht bleiben. Ich fahre in die Nähe des Flughafens in der Hoffnung, dass hier die Knallerei auszuhalten ist und quatiere mich in ein Hotel mit westlichem Standard ein. Nach einer erfrischenden Dusche hole ich meinen Schalf der letzten beiden Nächte nach und verbringe die restliche Zeit bis zum Abflug im Hotel.